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Freitag, 31. Juli 2020 MONTFORT BOTE 12 Das Uferfest gibt es seit 1976, das Fischerstechen ist noch viel älter Irgendwie hat man sich im Corona-Jahr 2020 an die vielen Absagen von liebgewonnenen Veranstaltungen ja schon gewöhnt. Manche waren einfacher zu verkraften, andere schwieriger. Dass es in diesem Jahr kein Uferfest gibt, gehört sicher zu Letzteren. Denn es geht ja nicht nur darum, dass es ein Festle – zugegeben eines mit großem Zulauf und üppigem Programm für alle Geschmäcker – weniger gibt. Vor allem den Vereinen fehlt eine wesentliche Einnahmequelle, zumal wegen des schlechten Wetters im vergangenen Jahr die Situation auch schon nicht optimal war. Das Uferfest war von Anfang an so konzipiert, dass es grundlegend vom Engagement der örtlichen Vereine lebt, und die haben sich über die Jahre hinweg nicht nur vieles einfallen lassen, sondern vor allem in unzähligen Arbeitsstunden vor, während und nach der Veranstaltung dafür gesorgt, dass das Uferfest zum Höhepunkt im Langenargener Festreigen wird – für Einheimische wie für Gäste gleichermaßen. 1976 war die Geburtsstunde des Festes, wie wir es heute kennen. Schauen wir ein wenig zurück: Es gab Streit in Langenargen. Anlass waren die Uferaufschüttung zwischen Uhlandplatz und dem damaligen Kurhotel (heute Hotel Seeterrasse) und die Hafenerweiterung. Die qualitative Ausführung der Arbeiten an der Uferböschung entspreche nicht den Beschlüssen des Gemeinderates, lautete ein Vorwurf; dann senkte sich der Molenkopf am neuen Hafen ab, eine teure Panne. Auch die Bevölkerung äußerte zunehmend Kritik, zum Beispiel an den hügeligen Gartenanlagen. Einsprüche von Anliegern hatte es in den vorangegangenen Jahren auch etliche gegeben, kurz vor Baubeginn sogar eine Klage. Der damalige Bürgermeister Lothar Grothe und der Vorsitzende der Narrenzunft d’Dammglonker, Gustl Jäger, ersonnen deshalb einen Plan: Ein Fest sollte her, um die erregten Gemüter zu beruhigen. An zwei Tagen, nämlich am 17. Und 18. Juli 1976, fand also das Uferfest statt. Es hieß damals noch Sommerfest. Programmpunkte: Feuerwerk mit Gondelkorso, Fischerstechen, Fallschirmspringen und Flohmarkt. Aber man kann noch weiter zurückblicken. Eine Art Vorgänger des Uferfestes war das Langenargener „Seenachtsfest“. Es wurde mit dem Zunehmen des Fremdenverkehrs und der Gründung eines mit der Förderung desselben befassten „Verschönerungsvereins“ (1901) bereits während der Monarchie etabliert. Seit 1932 gab es in Langenargen zudem das Fischerstechen, durchgeführt von Turnverein und Berufsfischern. Es findet seine erste schriftliche Erwähnung 1932: Josef Weisser aus Ulm war von 1919 bis 1921 Vorstand des Turnvereins und brachte die Idee des Ulmer Fischerstechens an den See. Mündliche Überlieferungen bestätigen ein Fischerstechen in Langenargen sogar schon ab 1920. Historische Kostüme für die Kämpfer lieh man ab 1954 in Ulm aus, später nähte die Langenargenerin Trudl Carl in unzähligen Stunden jene Kostüme, die heute noch zum Einsatz kommen. Im Münzhof wurden die Recken geschminkt und frisiert, unter anderem auch von Valentin Hirscher aus dem gleichnamigen Frisörsalon. Als legendär gilt die Moderation durch Hugo Bücheler, den Leiter der Kurverwaltung, der mit witzigen Kommentaren und später sogar in Reimform das Geschehen unterhaltsam darstellte. 1985 hatten die kämpfenden Herren das Nachsehen: Als erste Frau blieb Simone Winzer als einzige trocken. Und einen Skandal produzierten die Langenargener auch noch: Bis einschließlich 1991 waren als Figuren immer zwei „Neger“, „Wilde“ oder „Südseeinsulaner“ an Bord, die – alle Regeln brechend und Bananen oder sogar Knochen werfend – ihre Späße mit dem Publikum trieben. Nachdem ein Feriengast dies 1991 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung glossiert hatte, schob Bürgermeister Rolf Müller dem Treiben einen Riegel vor: Seit 1992 gibt es diese Figuren nicht mehr, was laut Chronik so mancher Langenargener sehr bedauerte. Das Fischerstechen aber ist unbestreitbar einer der Höhepunkt des Uferfestes. Einzelne Veranstaltungspunkte des Uferfestes hatten im Lauf der Jahre immer wieder ausfallen müssen, meistens wetterbedingt. Neue kamen hinzu, mit Jugendaktionswiese und Umzug am Montag wurden auch junge Festbesucher stärker in die Aktivitäten integriert. Das Fest wuchs und zieht heute tausende Besucher aus der gesamten Region an. In irgendeiner Form hatte es das Uferfest seit 1976 immer gegeben, und so bleibt zu hoffen, dass die Veranstaltung 2021 dann wieder stattfinden kann. ela Quellen: Verschiedene Ausgaben des Montfort-Boten aus dem Jahr 1976, Gemeindearchiv Langenargen, Dokumentation von Harald Gerster über das Fischerstechen. Dieses Gruppenfoto datiert auf das Jahr 1954. Ganz vorne in der Mitte der Seehas; die historischen Kostüme hatte man in Ulm ausgeliehen. In diesem Jahr wurden ein Büttel und ein Schelm unter den Kämpfern geführt. Bilder: Turnverein/Archiv Harald Gerster Nachdem die Kämpfer in einem Umzug vom Münzhof zum Gondelhafen unter den Klängen der Bürgerkapelle den Gondelhafen erreicht hatten, kamen im Jahr 1959 rund 2000 Zuschauer in den Genuss einer fröhlichen Veranstaltung.
Freitag, 31. Juli 2020 MONTFORT BOTE 13 Um das lange Warten auf ein Uferfest 2021 zu verkürzen, gibt es hier ein paar Ansichten (von links nach rechts und von oben nach unten): Garant für volles Haus: Der Fassanstich am Freitagabend. Gut etabliert hat sich auch die Jugendaktionswiese mit unterschiedlichen Aktivitäten. Das Klangfeuerwerk über dem See am Samstagabend ist immer ein Publikumsmagnet. Ein Durstlöscher zur rechten Zeit bietet sich an, für die Bewirtung der vielen Gäste schuften vor allem auch die V ereine. Blasmusik ist ein fester Bestandteil des Uferfestes, hier darf auch der Kressbronner Schultes mitmachen. Stammtische, Jahrgänger oder andere Gruppen kommen gerne zusammen. Ein schöner Flug ins Wasser ist auch schön: Höhepunkt Fischerstechen. Bilder: Wolfgang Oberschelp (5), Gemeinde (1), Gunthild Schulte-Hoppe (1)
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