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Handwerksgesellen unterwegs / Aus Herlazhofen 4 Rachel und Martin kommen auf der Walz durchs Allgäu LEUTKIRCH – Im Februar und im März haben sich unabhängig von einander je zwei Walzgesellen beim Hotel Post in Leutkirch eingefunden. Familie Breunig ist so gastfreundlich und bietet den handwerklichen Wandergesellen, die für Reisen und Quartier kein Geld ausgeben dürfen, kostenlos Logie mit Frühstück. Glasmalerin Rachel und Tischler Martin waren zu einem Interview mit Fotos bereit. Rachel kommt vom Niederrhein-Gebiet bei Xanten und ist im September 2011 losgelaufen, mal alleine, mal mit anderen. Martin kommt aus der Nähe von Berlin und ist seit zwei Jahren als Schreiner unterwegs. Getroffen haben sich beide im November 2012 in Tollense in „Mac Pomm“, wie man dort das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern kurz und liebevoll nennt, bei einem Gesellentreffen. Beide wollten sich beim Schneider dort eine neue Kluft nähen lassen, da diese nach zwei Jahren meist verschlissen ist. Martin wollte danach in Süddeutschland Alles an Hab und Gut für die Walz. Erkennungsmerkmal ist auch der Stock. Rachel und Martin studieren morgens erst mal die Landkarten und schauen, wohin es gehen soll. Fotos (3): Notz Arbeit finden und kam von Nürnberg über München gereist und hat länger im Chiemgau gearbeitet. Vom Bodensee aus über Konstanz versuchte er in der Schweiz sein Glück. „Leider hab ich keine Stelle gefunden und bin deshalb wieder zurück ins Allgäu, wo ich vielleicht bald in der Nähe von Wangen anfangen kann“, hofft Martin. Rachel bemalt oder restauriert hauptsächlich Flachglasfenster oder Bleiverglasungen, meist an Kirchen oder Kapellen. „Es ist in diesem Beruf nicht einfach, Arbeit zu finden. Es sind nur wenige Möglichkeiten in einer Region, aber man geht halt dahin, wo man Arbeit bekommt“, sagt sie mit ruhiger Stimme. Martin ist Bauschreiner, macht Treppen, Türen, Fenster und Böden, doch auch hier sieht es im Winter nicht gut aus. Die beiden Gesellen wollten nach der Nacht in Leutkirch zu einer „Losgeh-Feier“ nach Ulm und erzählen, wie das vor sich geht: „Wenn ein Geselle auf die Walz verabschiedet wird, muss er über das Ortsschild hüpfen. Ein anderer Geselle, der bereits auf der Walz ist, wird etwa zwei Monate mitgehen und den „neuen“ in die „Walz-Geheimnisse“ einweihen und Tipps geben, wie man „über die Runden“ kommt. Immerhin ist man zwei bis drei Jahre unterwegs, nur mit dem Nötigsten. Geld verdient man durch Arbeit, sodass man sich Verpflegung kaufen kann. Näher als 50 Kilometer darf man an den Heimatort nicht herankommen. Auch Handys gehören eher nicht mit auf die Walz, dafür Rucksack, Schlafsack, einen Stock, Wäsche zum Wechseln und Verpflegung. Gute Landkarten sind am allerwichtigsten“, betonen Rachel und Martin, bevor sie weiterziehen. Martin und Rachel, die Glasmalerin sind dankbar für ein kostenloses Quartier, hier vor dem Hotel Post in Leutkirch. Maria „Ricki“ Breunig berichtet über die Ankunft der Wandergesellen: „Erst fragen sie nach dem Chef um Vorsprache halten zu dürfen. Wenn ich vor ihnen stehe, klopfen sie drei Mal mit dem Stock auf den Boden und sagen ihren Spruch: Sie sind auf Wanderschaft und müde. Sie möchten ihr Haupt auf ein weiches Kissen legen und eine warme Nacht hier verbringen. Da werde ich immer schwach und kann sie nicht weiterschicken. Ich bewundere diese jungen Leute, die sich heutzutage zu Fuß auf den Weg machen, um Erfahrungen zu sammeln." C. Notz Blick in die Geschichte: Camping-Platz und Moorfreibad HERLAZHOFEN (cno) – Auf Seite fünf stellen wir die Geschichte des Herlazhofer Moorfreibads vor mit Bildern von längst vergangenen Zeiten. Das Wetter ist jedoch nicht so anders und wechselhaft, wie man meint, sagt einer, der es wissen muss. Alex Hess schreibt seit drei Jahrzehnten täglich das Wetter und Wassertemperatur der Saison auf. „Egal wie gut oder schlecht Frühjahr, Sommer oder Herbst sind, es gleicht sich jedes Jahr in sich aus. 2003 war ein außergewöhnlicher Sommer mit fast 20 000 Badegästen, 2012 waren es etwa 15 000. Eine Besonderheit waren die von Willi Notz und dem Sportverein Herlazhofen organisierten Moorbad-Triathlons in den 80-er Jahren. Aufgrund der großen Teilnehmerzahl war diese Veranstaltung dann nicht mehr zu bewältigen. Geblieben ist jedoch die aktive Triathlonabteilung des SV. Erst in den 70-er Jahren wurde der Campingplatz Hess mit Wegen versehen. Fotos (2) Privat Blick von oben auf die vordere und hintere Liegewiese. Viele erfrischen sich gerade im angenehmen Moorwasser.
5 Saisoneröffnung ist am 1. Mai Das Herlazhofer Moorfreibad ist der Familie Hess zu verdanken HERLAZHOFEN – Die Geschichte der Freibadanlage am Herlazhofer Hinterweiher beginnt im Jahr 1967, als Willi Hess, der Vater des jetzigen Betreibers Alex Hess, das Grundstück auf der westlichen Seite erworben hat und dort eine Badeanlage sowie einen Campingplatz eröffnete. Seit 1977 führen Alex und Renate Hess beide Einrichtungen. 45 Jahre später, in der Saison 2013, wird das sogenannte Moorfreibad erstmals verpachtet. Die DLRG Leutkirch übernimmt den Badebetrieb und den Rettungsdienst. und Sanitäranlagen erstellen, legte eine Liegewiese an und daneben konnten Gäste mit dem Zelt oder Wohnwagen auf Wunsch übernachten. Für die Bewirtung und Einkehrmöglichkeit gab es einen kleinen Kiosk mit Terrasse und man veranstaltete auch mal ein Sommergrillfest. Ende der 60-er Jahre kamen immer mehr Urlaubsgäste ins Allgäu und schöne Plätze wie das Moorfreibad mit Campingmöglichkeit wurde immer bekannter. So wurden dort feste Parzellen, Hecken und Wege für die Camper angelegt, 1987 folgte eine Erweiterung mit Sanitäranlagen und Gemeinschaftsraum. Heute gibt es bei Camping-Hess 100 Stellplätze und 25 Zeltplätze. Mit vier Sternen gehört er seit Jahren zu den schönsten und besten 30 Plätzen in Baden-Württemberg. Das beliebte Freizeit-Grundstück von Willi Hess in den 70-er Jahren, als Liegewiese und Campingplatz noch nicht getrennt waren. Fotos (3): Privat Die erste Badeanstalt mit Umkleiden aus Holz, die von der Gemeinde 1933 erstellt wurde. Fotos (2): Privat Es war eine zukunftsweisende Entscheidung, als Willi und Frida Hess das Grundstück am Hinterweiher 1967 erwarben, um dort eine öffentlich zugängliche Bademöglichkeit in Eigeninitiative einzurichten. Zuvor gab es seit 1933 eine kleine Badehütte, die jedoch ein Jahr zuvor von einem Sturm zerstört wurde und die die Gemeinde nicht mehr aufbauen wollte. Die Wirtsfamilie des historischen Gasthofs Adler mitten in Herlazhofen war nicht nur selbst badebegeistert, sondern wusste auch, dass die Fremden (früheres Wort für Touristen) eine Bademöglichkeit mit Komfort schätzen. Willi Hess ließ den jetzigen Bau mit Kasse, Umkleide Moorwasser soll heilend wirken natlich beste Wasserqualität. Schmunzelnd gibt Alex Hess zu, dass er zu Saisonbeginn immer ein Fläschchen Lourdes- Wasser (vom spanischen Wallfahrtsort) ins Moorbad kippt, um eine gute und vor allem unfallfreie Badesaison zu erbitten. „In alle den Jahrzehnten ist tatsächlich noch kein nennenswerter Unfall passiert“, sagt er und geht auch selber gerne schwimmen. Den Sommer über ist er meistens in seinem Wohnwagen direkt am See und genießt den herrlichen Naturweiher. Den Kioskbetrieb hat lange sein Bruder Erich mit Frau Christine gemanagt, seit 2009 haben Enzo und Iris Barbati, die auch wie früher schon üblich, den Gasthof Adler im Dorf bewirten, italienisches Flair gebracht und vor zwei Jahren die Terrasse erweitert. Alarmanlagen und das Gebiss Ab der Saison 2013 wird nun die DLRG Leutkirch für den Badebetrieb und die Wasserrettung sorgen. Alex Hess übernimmt das Mähen, was er besonders gerne macht. „Was ich eigentlich im Winter mache, das wollen die Leute immer wissen“, schmunzelt er und erklärt, dass er Alarmanlagen in Kirchen und Kapellen der Region installiert. Mehr als 300 Kir- Alex Hess kümmert sich mit seiner Frau Renate seit mehr als 30 Jahren nicht nur um den Campingplatz, sondern auch um den Badebetrieb. „Das Moorbad hat ein ganz besonderes Wasser. Durch den moorigen Wald, wo bis 1969 noch Torf gestochen wurde, hat das Wasser eine zimtig-braune Farbe und viele Badegäste glauben an eine heilende Wirkung“, sagt Alex Hess und zeigt Gästebücher mit entsprechenden Eintragungen und lobenden Worten übers Wasser und den schönen Campingplatz. „Eine Mutter mit zwei Töchtern kam in den 80-er Jahren regemäßig und nahm immer noch zehn Liter Moorwasser im Kanister mit nach Hause, um Armbäder zu machen. Manche kamen täglich nur zum Schwimmen. Das Wasser würde eine weiche Haut geben und auch bei rheumatischen Beschwerden und Gelenkschmerzen heilend wirken“, sagt Alex Hess über die schriftlichen und mündlichen Berichte. Tatsache ist, dass der Hinterweiher eine Wasserhärte von null Grad aufweist, normal sind es in den Haushalten im Allgäu zehn bis 18 Grad Härte und Behörden bescheinigen mochengebäude hat er schon gesichert, die erste war die La-Salette-Kapelle, dann Bettelhofen, die Kirche Herlazhofen und viele weitere in der Nähe, aber auch im Schwarzwald, im Kreis Biberach oder bei Hindelang. Mit 67 Jahren will er so langssam „einen Gang zurückschalten". Der Campingplatzbetrieb startet immer am 1. April bis Ende Oktober, den er weiterhin gerne macht „Man freut sich, wenn die Saison beginnt, aber im Oktober ist man auch froh, dass am Weiher wieder Ruhe einkehrt“, sagt er und dass ihm einfach manchmal auch die „Gosch weh tut, weil er so viel schwätza muass mit de Leit.“ Mit täglich 200 bis 300 Campinggästen und bis zu 1000 Badegästen glaubt man das ungesehen. Ein lustiges Ereignis bleibt Alex Hess unvergessen: „Ein Schweizer Professor machte einen Kopfsprung ins Wasser und verlor dabei sein Gebiss. Dieser musste aber am Abend einen Vortrag in München halten und brauchte das wertvolle Teil unbedingt. So holte man schnell die DLRG-Taucher, die das Gebiss schließlich im Moorschlamm fanden. Der Professor am Ufer schwenkte das Gebiss kurz im Weiherwasser durch, setzte es in den Mund und sagte: Jo, dia sans, danke“ und verschwand. Carmen Notz Umkleide- und Kioskbau, wie es sich vom Wasser aus präsentiert, fotografiert im Saisonbeginn 2010. Foto: Carmen Notz Ungetrübter Badespass, jedoch kaum ein freier Platz auf der Wiese: Fotografiert an einem Super-Sommertag in den 90-ern. Foto: Archiv R. Rasemann
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