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Sommerferientraum: DAS Zeltlager am Ellerazhofer Weiher 12 Seit 50 Jahren kommen Kinder und Jugendliche zu Familie Durach ELLERAZHOFEN – Diese Sommergeschichte begann vor 50 Jahren, als ein Pfarrer aus Mimmenhausen bei Salem am Bodensee einen passenden Platz zum Zelten „mit See-Zugang“ suchte. Er hatte die Idee, mit einer Schülergruppe nicht allzu fern von der Heimat ein oder zwei Wochen im Grünen zu verbringen, sich selber zu versorgen und dabei vor allem die Gemeinschaft zu fördern. Bei Familie Durach, direkt am Ellerazhofer Weiher, wurde er fündig. Seitdem kommen fast alle Kinder und Jugendliche aus Mimmenhausen und Umgebung jedes Jahr Anfang August für zwei Wochen und dann heißt es: DAS Zeltlager ist wieder da und bei den fast 150 Teilnehmern ist allerhand angesagt. Weder aus der Luft, noch bei der Anfahrt zur Westseite des Ellerazhofer Weihers, wo auch der Campingplatz liegt und der Marineverein Wangen seine Segelschule hat, kann man DAS Zeltlager im August übersehen. Mehr als 20 Gruppenzelte, mehrere Gemeinschafts- und Arbeitszelte sowie Container stehen auf einem Hektar Wiese, inklusive eigenem „See- Zugang“. Obwohl Mimmenhausen in herrlicher Natur und fast am Bodensee Höhepunkt und Abschluss jedes Ferientages ist bei trockenem Wetter für alle das Lagerfeuer. liegt und auch einen Ort namens Leutkirch ganz in der Nähe hat, kommen Kinder und Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren immer in den ersten beiden Ferienwochen an den Ellerazhofer Weiher zu Familie Durach. Pfarrer Herbert Gail aus Mimmenhausen hat Anfang der 60-er Jahre das Allgäu nach einem ruhigen Ort mit Zelt-, Bade- und Spiel- Pilot Heinz Mauch von der Fliegergruppe Leutkirch gelang Anfang August diese Aufnahme vom Zeltlager mit Versammlung. Vorne sind die Zelte der Teilnehmer und das Gemeinschaftszelt, gegenüber sind Küchen-, Betreuer- und Bastelzelte sowie die Sanitärcontainer. Links oben das Anwesen der Familie Durach. Jedes Jahr wird eine Gruppenaufnahme samt Betreuerteam gemacht. Kinder und Jugendliche aus Mimmenhausen kommen seit 50 Jahren an den Ellerazhofer Weiher zum Zelten. Fotos: Privat heit an mit dabei“, berichtet Viktor Sorg vom Betreuerteam, der seit 2014 die Leitung inne hat. Zu Beginn in den 60-ern gab es natürlich keinen Luxus. Etwa 15 aussortierte Bundeswehrzelte dienten 80 Kindern als Unterkunft, ohne Einrichtung und weichen Matten. Heute ist jedes Zelt mit Holzregalen für Kleidung und Schuhe sowie weichen Matratzen ausgestattet. Die Blechwanne für Waschgelegenheiten von annodazumal und ein Donnerbalken/ Grube als Toilette sind durch moderne Sanitär- Container inklusive Kanalisation ersetzt worden. Strom ist selbstverständlich da und morgens zum Frühstück wird der Platz sogar mit Musik beschallt. Mit Dieter Härle steht sogar ein gelernter Koch im Küchenzelt am Herd und das seit sieben Jahren. Er und seine zwei Helferinnen machen das ehrenamtlich und leidenschaftlich und das viele Lob bestätigt ihre Kochkünste. Die Küche ist vom WKD abgenommen, Essen und Getränke sind im Kühlwagen und auf dem Speiseplan Ideen muss man haben: Schuhe reichen als „Netz“ fürs Tischtennis. Foto: cno Die Mädels haben ihre Utensilien in Holz- und Hängeregalen verstaut. Sie sind sich einig: Das Zeltlager hat was! Die Gruppe baut für die zwei Ferienwochen sogar einen eigenen Steg am Ufer auf. möglichkeiten abgesucht, um Schülern eine tolle Ferien- und Freizeit zu bieten. „Dass fünf Jahrzehnte daraus werden, hätten weder mein Vater Rupert, noch ich gedacht“ sagt Pia Durach-Klardney, die jedes Jahr mit genauso viel Herzblut wie ihr Vater das Mimmenhauser Zeltlager erwartet und begleitet. „Es ist jedes Mal aufregend, wenn der etwa 70-köpfige Helfertrupp einen Tag vorher anreist und dieses große Lager binnen eines Tages aufbaut“, erzählt sie weiter: „Ich war schon als Kind beim Zeltlager dabei und auch meine Kinder sind dort ein und aus gegangen. Viele Freundschaften sind entstanden und das Zeltlager gehört einfach zum Sommer und zu unserem Weiher.“ Das Lager gleicht einer kleinen Zeltgemeinde, in der alles bestens organisiert und geordnet ist, inklusive gewählter Bürgermeister samt Minister. Jeder hat seine Zuständigkeiten, Aufgaben, aber auch jede Menge Möglichkeiten. Die meisten des 25-köpfigen ehrenamtlichen Betreuer-Teams ist zeltlagererfahren. „Wir lernen aber immer dazu und haben im Laufe der Zeit vieles optimiert. Aber eines bleibt immer gleich: Die große Freude und Spannung, wenn es zu Ferienbeginn ins Allgäu geht. Viele Kinder sind schon jahrelang dabei, nehmen Freunde und Bekannte mit und auch wir Betreuer waren fast alle schon von Kindist so ziemlich alles, was „die Jungen“ so mögen: Spaghetti, Fleischküchle, Pfannkuchen, Pudding uvm. „Früher, bei Pfarrer Gail, hat immer die Pfarrhaushälterin mit zwei Helferinnen alle bekocht und das war bis Anfang der 90-er Jahre noch so“, erinnert sich Viktor Sorg. Was dem Pfarrer wichtig war, ist bis heute gleich: Die Zelte der Mädchen und Jungenzelte stehen getrennt. Vor jedem Zelt ist ein Tisch, an dem gegessen wird. Wenn es regnet, gehen alle ins Gemeinschaftszelt zum Essen oder zum Spielen. Am Info-Stand weht seit 50 Jahren die Fahne von Mimmenhausen und die Lagerfahne. Hier ist das tägliche Freizeit- Programm ausgehängt. Man kann sich zum Basteln anmelden und da entstehen dann kreative Dinge, die man natürlich mit nach Hause nehmen darf, wie kleine Boote, Schlüsselanhänger, bunte Taschen oder lustige Grasköpfe. Fortsetzung Seite 13
13 DAS Zeltlager gehört zum Ellerazhofer Weiher Spielen, Baden, Wandern - Ordnung, Harmonie und Lager-Tee Fortsetzung von Seite 12: Es gibt ein Spielezelt, wo man aus einer großen Spielesammlungs-Kiste auswählen kann, von Fang-den-Hut über Malefiz bis Mensch-ärgre-dich-nicht. In einem anderen Zelt sind Billard- und Kickertische aufgebaut, aber auch ein richtiges Fußball-, Volleyball- und Basketballfeld sind neben dem Zeltlager vorhanden. Auf dem großen freien Platz in der Mitte der Zelte spielen mehrere Gruppen meistens das beliebte Wikingerschach. Ein eigener Steg zum See mit Sprungbrett und Floß werden jedes Jahr aufgebaut und von hier hat man einen herrlichen Blick über den See bis hinauf nach Willerazhofen. „An den Tagen mit D – also dienstags und donnerstags ist „Ausgang“ und wir dürfen uns vom Zeltlager entfernen, was aber nur zu Fuß möglich ist. Bei schönem Wetter gehen wir dann meistens zum Kiosk des Campingplatzes oder wandern nach Diepoldshofen oder Gebrazhofen, um mal Süßigkeiten zu kaufen“, erzählt eine Gruppe Mädels. Fahrzeuge, Räder, einen Bus oder ähnliches gibt es zwei Wochen lang nicht und niemand vermisst es wirklich. 2015 wanderte eine Gruppe mit Betreuer nach Gospoldshofen zur Käserei Vogler und übernachtete in einem Heustadel. Man besuchte auch schon die La- Salette-Kapelle bei Engerazhofen oder wanderte zum Heiligen Stein nach Merazhofen. Auch ein Bildersuchlauf nach Leutkirch wurde 2015 unternommen und da kommen mit Rückweg locker mal 15 Kilometer zusammen. Spiele wie Schach oder Mühle sind sogar in Alutischen eingelassen Es gibt „eigene Zeltlager-Postkarten“ (Luftaufnahmen mit Weiher) und auch einen Briefkasten, sodass man „vom Zeltlager-Urlaub“ schreiben kann. Jeder darf sein Urlaubstaschengeld zur Verwaltung abgeben und kann dann Geld abbuchen, z.B. für Eis und Getränke, die es direkt im- Zeltlager gibt, oder für den Kiosk am Campingplatz. In keinem der Zelte befinden sich daher Geld- oder Wertsachen. Nichts kann verloren gehen oder gestohlen werden. Firmen unterstützen das Zeltlager Viele Dinge rund ums Zeltlager sind zu organisieren, auf- und abzubauen und zu lagern. Dabei werden die Mimmenhausener von Familien und Firmen der Region tatkräftig unterstützt: Neben Familie Durach sind dies: Sägewerk Herrmann aus Ellerazhofen, Gebrüder Gronmaier, Maurer aus Ellerazhofen, Landwirt Josef Gronmaier mit Gerätschaften, kulinarische Versorgung: Metzgerei Wegmann, Bad Wurzach, Bäcker Menig und Getränke Steiner, beide Gebrazhofen. Stimmen der Teilnehmer zum Lager: Es ist schön, gleich nach Schulende ins Zeltlager zu gehen, weg von zu Hause, vom Alltag und so gut wie alle Freundinnen sind ja mit dabei. - Mir gefällt das tägliche Lagerfeuer am besten, da braucht man keinen Fernseher mehr. - Das Essen finde ich ganz toll – ein Lob ans Küchenteam. - Mir gefällt, dass wir im Zelt schlafen und fast immer nur draußen in der Natur sein können. - Endlich hat man Zeit für Spiele, Zeit zum Lesen Sehr beliebt bei den älteren Schülern ist das Wikinger-Schach. Ein unvergessliches Geschmackserlebnis ist der Lagertee. Im Bild (von links) Die Chef- Betreuer Viktor Sorg und Thomas Schmid, Pia Durach-Klardney und ihr Mann Peter Klardney. Viele Freundschaften sind in all den Jahren entstanden. Fotos (3): C. Notz Ein Archivbild Ende der 60-er Jahre, als das Zeltlager aus Mimmenhausen noch an einem anderen Platz am Weiher aufgebaut war. Von Beginn an waren es ca. 80 Kinder. oder Quatschen, alles ist ganz locker und auch die Betreuer sind super. Was ins Gepäck gehört, verraten die Jungs: Ganz wichtig sei der Sonnenschutz, Hut, Brille usw., aber auch Gummistiefel, Anorak und Regenschirm sind wichtig, und vor allem eine Taschenlampe und Batterien. Auch bei Regen macht das Zeltlager voll Spaß. - Man kann immer etwas unternehmen, man findet jemanden zum spielen oder kann irgendwo mitmachen. - Im Zeltlager findet man neue Freunde. - Das Lagerfeuer ist genial. „Stimmt, jeden Abend, wenn es nicht regnet, ist Lagerfeuer angesagt, was bei allen sehr beliebt ist. Es wird gesungen, gegrillt und schnell vergeht die Zeit. Unter 14 Jahren darf man bis 22 Uhr, die Älteren dürfen bis 24 Uhr aufbleiben. Das klappt alles wunderbar“, loben die Betreuer ihre Schützlinge. Bürgermeister besucht Zeltlager „Unser Zeltlager hat in der Gemeinde Mimmenhausen einen sehr hohen Stellenwert und gehört fest zum Jahresprogramm. Der Bürgermeister, Manfred Härle sowie unser Dekan Peter Nikola kommen immer zu Besuch und auch die Eltern sind einmal sonntags eingeladen. Die heimatliche Presse berichtet über uns und jetzt sogar auch einmal eine Leutkircher Zeitung“, schmunzelt Viktor Sorg, der als Produktmanager bei der J.Wagner GmbH in Markdorf arbeitet und die zwei Wochen Urlaub gerne opfert. Zum Abschlussabend wird eine Bühne aufgebaut und ein Abendprogramm aufgeführt, zu dem auch Familie Durach- Klardney eingeladen ist. Dann heißt es bald wieder Abschiednehmen bis zum nächsten Jahr. Und obwohl alles voll Essenfassen annodazumal - Bis in die 90er hat die Pfarrhaushälterin mit Helfern alle bekocht. Fotos: Privat durchorganisiert ist, fragen die Betreuer jedes Jahr erneut bei Familie Durach- Klardney an, ob sie kommen dürfen. „Das ist keine Frage. Jeder in der Umgebung kennt das Zeltlager und alle warten immer schon auf die Schüler vom Bodensee“, sagen Pia Durach-Klardney und ihr Mann Peter. Der August 2015 bleibt allen sehr gut in Erinnerung, weil es ungewöhnlich heiß war. Es regnete zwei Wochen lang nicht, sondern erst, als alles abgebaut war. Nicht zu vergessen: Der „Zeltlagertee“, eine Mischung aus Pfefferminz- und Kräutertee, wie ihn vermutlich schon Pfarrer Gail gemixt hat. Ein 100-Liter- Behälter steht auf dem Platz und jeder darf sich bedienen. Diesen Geschmack vergesse man ein Leben lang nicht, da sind sich alle einig. Carmen Notz Es gehört jedes Jahr zu Mimmenhausen und zu Ellerazhofen: DAS Zeltlager am Ellerazhofer Weiher im August
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