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Wohngruppen der Stiftung St. Anna 12 In kleinen Gruppen lernen die Jugendlichen mehr Selbständigkeit LEUTKIRCH - Seit gut einem Jahr wohnt die 16-jährige Jasmin in einer Wohngruppe der Stiftung St. Anna in der Marktstraße. „Frohschar" nennt sich die Gruppe, die es dort seit fast 20 Jahren gibt und schon etlichen Jugendlichen das Leben außerhalb der Stiftung mit Hauptsitz an der Kemptener Straße ermöglicht hat. In der Kleingruppe leben vier Mädchen und zwei Jungs im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, die von vier sozialpädagogischen Fachkräften (zwei Männer und zwei Frauen) sowie einer Auszubildenden rund um die Uhr betreut werden. Jasmin erzählt, was sie für Erfahrungen gemacht hat: Hier wohnt die Frohschar, eine Wohngruppe mitten in der Stadt. „Ich hatte Stress in meiner Familie, fühlte mich in der Schule gemobbt und habe oft die Schule geschwänzt“, antwortet Jasmin auf die Frage, wie es ihr in der „Zeit vor St. Anna" ging. Jasmin betont, dass sie freiwillig den Schritt nach Leutkirch gemacht hat: „Meine Mutter hat mich dabei unterstützt, mein Vater war anfangs dagegen und verletzt“, so Jasmin. Und dennoch war die Anfangszeit im Allgäu ziemlich hart. Jeder in der Wohngruppe hat ein eigenes Zimmer. Martin öffnete fürs Foto „sein privates Reich". „Ich hatte Heimweh und fand die Erzieher, die anderen Jugendlichen und überhaupt alles blöd", erinnert sie sich und wollte abbrechen. „Aber dann habe ich mir gedacht, du bist freiwillig hier, du musst endlich mal was durchziehen, was du angefangen hast und ich habe begonnen, mit den Erziehern zu reden und meine Mutter hat mir Mut zugesprochen“. „Wenn Jugendliche freiwillig zu uns kommen und dabei die Unterstützung ihrer Eltern erfahren, ist das schon fast die halbe Miete für einen guten Aufenthalt. Schwierig wird es, wenn Eltern ihren Kindern das Signal geben, nicht auf die Erzieher oder Lehrer hören zu müssen. Dann müssen wir viel Überzeugungsarbeit leisten, damit Eltern erkennen, dass sie weiterhin wichtige Bezugspersonen für ihre Kinder sind und sie Entscheidendes zum Gelingen beitragen können“, erklärt Bereichsleiter Jochen Narr, der seit 1987 in der Stiftung St. Anna arbeitet und hauptsächlich für die Wohngruppen verantwortlich ist. Er ist überzeugt, dass Eltern mit der Einrichtung eng zusammenarbeiten sollten, damit die Kinder sich gut entwickeln können. „Zu Hause habe ich mich selten an Regeln gehalten, und es ist nichts passiert. Bei den Erziehern hat mein Verhalten immer Konsequenzen: Wenn ich mich schlecht verhalte, muss ich verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Wenn es gut läuft, bekomme ich Ausnahmen und Belohnungen“, sagt Jasmin zum Unterschied zwischen Wohngruppe und wie es zu Hause gelaufen ist. Alle arbeiten eng zusammen Helga Martin, seit vielen Jahren Erzieherin in dieser Wohngruppe, ergänzt: „Wenn die Jugendlichen ihre Energie dazu verwenden, etwas aus ihrem Leben zu machen und nicht dafür einsetzen, gegen die Erzieher und Lehrer zu kämpfen, dann geht es ihnen gut bei uns“. Bei uns, das heißt, Erzieher, Lehrer und Psychologen, die in der Stiftung alle eng zusammen arbeiten. Probleme in der Gruppe oder in der Schule werden miteinander unter Einbeziehung der Jugendlichen besprochen. Eltern werden in die Arbeit mit eingebunden, dies geschieht telefonisch und in persönlichen Gesprächen, auch können Eltern in der Familienwohnung übernachten“. Es zahle sich aus, wenn sich alle Abends macht man es sich auch mal auf dem Sofa gemütlich. (Von links) Martin, Alex und Jasmin. Rechts im Bild ist Betreuerin Helga Martin Fotos (4): C. Notz um das Wohl der Kinder und Jugendlichen bemühen, die aus der Nähe von Leutkirch, aber auch zum Teil bis von Ulm, München, Biberach oder dem Bodenseekreis zur Stiftung kommen. Die Jüngeren wohnen zunächst in einer der drei Wohngruppen in der Stiftung an der Kemptener Straße. Die Älteren gehen so nach und nach in eine der drei Außenwohngruppen. Jasmin erzählt vom Wohngruppen-Alltag: „Das Leben in der Gruppe kann ganz schön anstrengend sein. Natürlich hat man Freunde und immer jemanden zum Reden. Aber man muss lernen, sich nicht von den Problemen der anderen runterziehen oder sich die gute Laune von einem Gruppenmitglied vermiesen zu lassen, das selbst gerade Ärger mit den Erziehern hat", und ein wenig stolz fügt sie dazu: „Aber jeder, der die Gruppe verlässt, kann ein Essen für acht Leute zubereiten, seine Wäsche waschen, sein Zimmer aufräumen sowie Bad und WC putzen". Unter der Woche kommt das Mittagessen aus einer Zentralküche, an Wochenenden oder in den Ferien wird gemeinsam gekocht. Täglich erledigen die Jugendlichen ihren Einkauf fürs „tägliche Brot", für Frühstück und Brotzeit. Einmal wöchentlich findet ein Gruppenabend statt, wo jeder das, was ihn beschäftigt, einbringen kann. Austausch über Geschehenes oder der Blick nach vorne wird zusammen mit den Erziehern diskutiert. Die Freizeitgestaltung kann gemeinsam oder je nach Hobby gestaltet werden. Die einen machen lieber Musik, andere sind im Sportverein oder beim Reiten. Jasmin hat an der Schule in St. Anna wieder Freude am Unterricht gefunden und wird die neunte Klasse mit einem Notendurchschnitt beenden, der ihr erlaubt, auf einer zweijährigen Berufsfachschule die Mittlere Reife zu erlangen. Wenn Jugendliche nach der Schule in Leutkirch einen Ausbildungsplatz bekommen, ist die Stiftung bei der Wohnungssuche behilflich und begleitet auch noch eine Weile diese jungen Menschen, bis sie ganz auf eigenen Beinen stehen. Jasmin hat schon vieles gelernt Und was hat Jasmin noch in St. Anna gelernt? „Ich bin ruhiger geworden und bin nicht mehr so aufbrausend, wenn mir etwas nicht passt. Ich habe gelernt, nach mir zu schauen. Mir muss es gut gehen, es ist mein Leben“. Oder wie es Thomas Walke, Diplom-Sozialpädagoge und Gruppenleiter, ausdrückt: „Jasmin weiß nun, dass sie für ihr Leben selber verantwortlich ist. Mit ihrem Verhalten kann sie etwas bewirken, sie hat Einfluss auf die Gestaltung ihres Alltags, ihre schulische und berufliche Ausbildung und auf ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Von Jochen Narr, Jasmin und C. Notz Regelmäßige Besprechung: Jochen Narr von der Stiftung St. Anna und Betreuerin Helga Martin.
13 Viele Bürger helfen mit, dass Dinge gelingen Bolivien: Seit 20 Jahren hilft das Stickprojekt zur Selbständigkeit LEUTKIRCH - Wie schon öfters berichtet, setzen sich viele Bürger in der Region Leutkirch und Reichenhofen für die Bolivienhilfe ein, die Projekte in Independencia und Cochabamba unterstützt. Auch persönliche Kontakte bestehen, wie zu Schwester Verena Birnbacher, die auch immer wieder das Allgäu besucht. Neben der HMG- Bolivienhilfe mit vielen Aktionen, dem Weihnachtsmarkt Reichenhofen, dessen Erlös der Bolivienhilfe zukommt, gibt es seit genau 20 Jahren auch ein Stickprojekt, das schon unzähligen bolivianischen Frauen zur Eigen- und Selbständigkeit verholfen hat. Heidi Rauch-Mangold war damals die treibende Kraft. Für die meisten Frauen in Cochabamba gehört Sticken zum Leben. Foto: oh Josef Rauch und seine Frau Heidi Rauch- Mangold waren von 1991 bis 1994 als Entwicklungshelfer in Cochabamba/Bolivien tätig. „Oft kamen Frauen zu uns, die Arbeit haben wollten", erinnert sich die Leutkircherin. „Sticken ist im Land eine hohe Tradition, vom fünfjährigen Mädel bis zur alten Frau, alle bestickten alle möglichen Stoffe. Es war eine Chance und eine Idee. Wir besorgten schöne Stoffe, die eine kleine Gruppe von etwa zehn Frauen bei uns besticken konnte, die wir dann verkaufen wollten. Durch Zufall kam jemand vom Missionskreis Ayopaya (Bolivienhilfe seit etwa 45 Jahren), der mit Medien zu tun hatte und der bestellte im Jahr 1993 bei uns, bzw. den Frauen, 350 bestickte Weihnachtskarten, die er in Deutschland verkaufen wollte, um das Projekt bekannt zu machen", sagt Heidi Rauch-Mangold über den Beginn des Stickprojekts Es funktionierte nach dem Schneeball- System: Leute, die so eine Karte bekamen, kauften wieder welche. Es kamen immer mehr Verteiler und Verkaufsstellen dazu, in ganz Deutschland, wie auch in der Schweiz und Österreich. Die bestickten Karten aus Bolivien wurden überall bekannt und so entwickelte sich in 20 Jahren ein großes Netzwerk mit vielen ehrenamtlichen Helfern. So klebt die 82-jährige Margit Steiner in Karlsruhe Tausende Stickbilder in Passpartoutkarten, die dann zum Verkauf kommen. Erlös reicht auch für soziale Hilfe Familie Rauch kann auf das Erreichte ein wenig stolz sein: 20 Jahre lang haben zwischen 50 und 100 bolivianische Frauen mit dem Besticken von Karten, Tischdecken oder Taschen den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie bestreiten können. Alleinerziehende Mütter oder junge Mädchen, die ihre Ausbildung selber finanzieren möchten, finden ebenfalls zum Stickprojekt in Cochabamba und werden damit selbständiger. „Das Schöne ist nicht nur, dass die Frauen einen gerechten Lohn für ihre Arbeiten enthalten, sondern aus dem Verkauf noch etwas bleibt, um auch soziale Projekte zu unterstützen, bei Sozialfällen zu helfen oder in die Ausbildung zu investieren. Wir bezahlen draus auch eine Sozialarbeiterin in Cochabamba, die ganzheitlich die Menschen unterstützt. Eine Ordensschwester verwaltet die Finanzen des Stick- und Sozialprojekts und engagiert sich für die Weiterbildung der Stickfrauen", erklärt die Projektleiterin und jetzt pensionierte Lehrerin Heidi Rauch- Mangold. Von Bolivien ins Allgäu: Nicht nur Familie Rauch kam zurück ins Allgäu, mit ihnen auch die bestickten Karten. Sie gehören Gruppenbild mit einigen Frauen, die mit Sticken einen Teil oder den ganzen Lebensunterhalt ihrer Familie bestreiten können. Fotos (3): oh zum Ur-Sortiment des Eineweltladens in Leutkirch sowie andere Stickarbeiten. Im Moment sind viele Motive zur Kommunion, zum Frühling oder zu Ostern zu bekommen. Der Eineweltladen hat immer wieder Bolivien im Fokus, aber auch die gestrickten Fingerpuppen aus Peru sind zur Zeit absolut im Trend. Unzählige Motive, entweder Tiere oder Menschen sind neu eingetroffen. Auch mit diesem Kauf unterstützt man Frauen in Südamerika. Neue Mitarbeiter dringend gesucht Der Eineweltladen, bei dem schon mehr als 20 Mitarbeiter ehrenamtlich tätig waren, sucht zur Zeit dringend neue Mitarbeiter. Das Sortiment umfasst Waren aus fairem Handel wie Kaffee, Tee, Gebäck, Schokolade, Brotaufstriche, Obst usw. sowie Kunsthandwerk, Haushalts- und Geschenkartikel aus vielerlei Ländern. Wer hier mitarbeiten will, kann zu den Öffnungszeiten vorbeikommen und sich informieren. Carmen Notz Heidi Rauch-Mangold mit bestickten Karten und Decken, die es im Eineweltladen Leutkirch gibt. Was 1992 klein angefangen hat, ist zu einem Netzwerk mit vielen Helfern und Verkaufsstellen geworden. Die Klasse 5 c des HMG hat in 2012 die höchste Klassenspende für die HMG- Bolivienhilfe geleistet, nämlich 303 Euro. Foto: oh Der Eineweltladen ist wie folgt geöffnet: Von Montag bis Freitag, von 9.30 bis 12 Uhr, donnerstags und freitags auch von 15 bis 17.30 Uhr. Ungewöhnliche und lustige Fingerpuppen aus Peru sind bei Kindern sehr beliebt. Durch den Kauf im Eineweltladen unterstützt man das Projekt. Fotos (2): C. Notz
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