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14 | Klinik im Hofgarten Resilienz hilft Krisen zu meistern Matthias Dörr von der Klinik im Hofgarten Bad Waldsee über das „psychische Immunsystem“ Bad Waldsee - Während der Corona-Pandemie erfährt der Mensch in besonderer Weise die Bedeutung seiner physischen und immunologischen Abwehrkräfte. Die Bedeutung des „psychischen Immunsystems“ wird gerade in schwierigen Lebensphasen vor Augen geführt und wir sprechen dabei von „Resilienz“! Gemeint ist damit die individuelle Fähigkeit, mit Stress und Herausforderungen umgehen zu können. Für KURLAND beschreibt Matthias Dörr, Psychologe der Klinik im Hofgarten Bad Waldsee, welche Bedeutung dieser Widerstandskraft derzeit zukommt. Jeder kennt das: Löst beim einen ein auftauchendes Problem oder eine krisenhafte Situation ein Gefühl der Resignation aus, geht der andere mit solchen Herausforderungen zuversichtlicher um - und zwar ganz im Vertrauen darauf, eine Lösung zu finden. Jeder weiß, dass die Belastbarkeit von mehreren Faktoren abhängt - im Inneren wie im Äußeren. Je nach persönlicher Lebenssituation und individueller Disposition sind wir in solchen Momenten ganz unterschiedlich gewappnet. Die Akzeptanz, dass Schwierigkeiten Teil eines jeden menschlichen Lebens sind, fördern die Fähigkeit und das Vertrauen, diese Probleme auch bewältigen zu können. Deshalb stellt sich im Leben eines Menschen immer wieder diese Frage: Gelingt es mir, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen und kann ich eventuell sogar an ihnen wachsen, oder gehen mir diese Belastungen sukzessive an die Substanz? Gerade in Krisenzeiten, wie wir sie während der Corona-Pandemie vielschichtig erleben, ist unser seelisches Gleichgewicht bedroht und unsere Ressourcen und Fähigkeiten sind gefragt, um mit der besonderen Situation besser umgehen zu können. Ein Buch und eine Tasse Tee können zu Momenten tiefen, persönlichen Glücks werden, weil man sich damit eine kleine Auszeit vom Alltag nehmen und etwas abschalten kann. Als Psychologen sind wir davon ebenfalls nicht ausgenommen - wir sind ebenso betroffen und gefordert, Antworten auf Fragen wie diese zu geben: Wie ist diese Resilienz „aufgebaut“? Woraus bestehen ihre „Bausteine“? Was kann der Einzelne für ihren Aufbau und den Erhalt beitragen? In diesem Zusammenhang seien ein paar Dinge angemerkt: Weltweit hat sich in den letzten Jahren die internationale Forschung stark mit dem Thema „Resilienz“ befasst. Dabei haben sich verschiedene Faktoren herauskristallisiert, die an dieser Stelle kurz erläutert werden sollen: •Der Mensch ist ein soziales Wesen, der sein emotionales Gleichgewicht sowie die Kraft für seine individuellen Handlungen und auch seine beruflichen Leistungen stark aus dem sozialen Miteinander schöpft. In einer Leistungsgesellschaft, die stark auf Konkurrenz aufbaut, droht dies aber immer wieder in den Hintergrund zu treten und führt zur Gefahr der Vereinzelung,
Klinik im Hofgarten | 15 was den sozialen Rückhalt gefährdet. Über diese sozialen Ressourcen zu verfügen und sich auf ein entsprechendes „soziales“ Netzwerk stützen zu können, ist aber ein wesentlicher Baustein von Resilienz. •Die Einsicht und Akzeptanz, dass Probleme und Schwierigkeiten Teil jedes menschlichen Lebens sind, fördern die Fähigkeit und das Vertrauen im Einzelnen, diese auch bewältigen zu können. Eine daraus resultierende optimistische und lösungsorientierte Herangehensweise geht oft Hand in Hand mit einem stabilen Durchhaltevermögen und hat daher bessere Erfolgsaussichten. •Ehrliche und mutige Hinterfragung eigener Verhaltensweisen und Einschätzungen bergen die Möglichkeit, sich immer wieder aus „eingefahrenen“ Bahnen zu befreien. •Mal „alle fünfe grad’ sein lassen“ können und es ertragen lernen, wenn ‘mal nicht alles rund läuft, bei sich selbst und bei anderen, ermöglicht ebenfalls einen stressfreieren Umgang mit den Unwägbarkeiten des Lebens. •Die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit uneingeschränkt einer Sache zu widmen - sei es das Gespräch mit einem Menschen, ein Buch, ein Musikstück, ein Spaziergang, eine Tätigkeit, ein Hobby: Resiliente Menschen zeichnen sich dadurch aus, in einer Tätigkeit völlig aufzugehen und sich ihr ganz hinzugeben. Manche Wir spüren die Sehnsucht In angstvollen, schwierigen Zeiten, wie sie uns seit dem Corona-Lockdown im März beschieden sind, spüren wir sie wieder, diese Sehnsucht …nach den kleinen Dingen des Lebens …nach den einfachen Freuden …nach der Verbindung zueinander …nach der Menschlichkeit einer solidarischen Gemeinschaft. …nach Vertrautheit Solche Phasen der Entspannung - gerne in der freien Natur - sind eine elementare Quelle der Regeneration für den menschlichen Organismus. Fotos (4): Waldburg-Zeil Kliniken, Pixabay berichten bei solchen „Versenkungszuständen“ sogar von sogenannten Flow-Erlebnissen - also von Momenten tiefen, persönlichen Glücks. Dieses immer wieder praktizierte „Abschalten“ hilft Körper und Seele gleichermaßen beim „Auftanken”. •Hoffnung und eine positive Erwartungshaltung sind ein weiterer Resilienzbaustein als Kombination aus Zuversicht und der Fähigkeit zielorientierter Handlung. •Die Dinge und Menschen im Leben immer wieder mit neuen Augen wahrzunehmen, ist in diesem Zusammenhang eine ebenso wichtige Eigenschaft, die der Ursprung stetiger Weiterentwicklung und Entfaltung sein kann. •Resilienz hat daher im Wesentlichen immer mit der Wahrnehmung zu tun und schlussendlich mit unserer Bewertung des Erlebten. •Ebenso hat die Forschung gezeigt, dass Resilienz keine festgelegte und unveränderliche Persönlichkeitseigenschaft ist, sondern dass sie fortwährender Entfaltung und Entwicklung unterliegt. Das bedeutet, dass wir durchaus Möglichkeiten zur Einflussnahme besitzen. •So erweist sich die bewusste Schaffung von Phasen der Ruhe und Entspannung, in denen das „Hamsterrad“ des Alltags plötzlich langsamer läuft und für gewisse Momente sogar stehen bleibt, als elementare Quelle von Regeneration für unseren gesamten Organismus. •Zu guter Letzt zeigt sich bei allem Auf und Ab des Lebens der Humor, insbesondere in der Form des „Über-sichselbst-lachen-könnens“, als weiterer, wichtiger Resilienzbaustein. Die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit auf eine einzige Sache zu richten, hilft Körper und Seele beim „Auftanken“.
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