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TITELGESCHICHTE Bürger spenden in Ravensburg In einem normalen Rutenfestjahr betragen Einnahmen und Ausgaben rund eine Million Euro. Als gemeinnütziger Verein darf die Rutenfestkommission so gut wie keinen Gewinn erwirtschaften, die laufenden Kosten müssen jedoch gedeckt werden. Im Jahr 2020 hatte die Kommission bereits zahlreiche Aufträge erteilt – etwa die Reparatur von Umzugswagen oder die Bestellung neuer historischer Kleider – lange bevor die Corona-Pandemie das öffentliche Leben lahmlegte. Damals erhielt die Kommission einen Zuschuss der Stadt Ravensburg von 125 000 Euro. Spenden von Bürgern, Firmen und Institutionen sowie der Verkauf der sogenannten Rutenretter (kleine Plastikversionen historischer Gebäude, die normalerweise als Eintrittskarten fungieren) brachten ebenfalls Einnahmen. In diesem Jahr wurde wohlweislich nichts bestellt, doch Ausgaben gibt es dennoch, vor allem für die Versicherungen des Rutenhauses. „Momentan tobt ein Kampf ums Geld. Unterstützung von staatlicher Seite gibt es kaum, so müssen wir nun schauen wie wir unsere finanzielle Lage stemmen. Darlehen, Versicherung, Hallenunterhalt usw. laufen weiter. Der Vorstand ist nun hauptsächlich damit beschäftigt die laufenden Unterhaltskosten zu decken und das finanzielle Überleben des Vereines zu sichern“, erklärt Dieter Graf. Wohl habe der Staat ein Förderprogramm für Vereine über 10 Millionen Euro aufgesetzt, davon erhalte jeder Verein aber nur 1400 Euro, die nicht sehr weit reichen. Die Rutenretter können in diesem Jahr nicht verkauft werden, denn laut der Corona-Verordnung sind außerschulische Aktivitäten verboten. Bisher veräußerten Schüler die kleinen Häuschen, und auch in den Geschäften konnte die Bevölkerung sie erstehen. Doch die Geschäfte sind bisher einen Großteil der Zeit geschlossen gewesen. Einen Lichtblick gibt es: Die Stadt hat der Kommission für dieses Jahr einen Zuschuss von 70.000 Euro bewilligt. Abgesehen von den Kriegsjahren fiel das Rutenfest nur 1938 aufgrund der Maul- und Klauenseuche aus. Die erste Erwähnung führt zum Jahr 1645 zurück. OB Rapp sieht keine Alternative "Momentan tobt ein Kampf ums Geld." Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp, Schirmherr des Rutenfestes, sagt: „Die Absage des Rutenfestes macht mich sehr betroffen. Ich hatte die große Hoffnung, dass wir dieses Jahr unser geliebtes Rutenfest wieder feiern können. Aber leider macht uns die Corona-Pandemie hier ein Strich durch die Rechnung. Für die Absage gibt es keine Alternative. Sie ist richtig. Aber dennoch tut mir diese Entscheidung im Herzen weh. Für alle Ravensburgerinnen und Ravensburger, die Schülerinnen und Schüler, die vielen Ehrenamtlichen und unsere Gäste aus Nah und Fern ist es sehr schade. Das Rutenfest stärkt seit Jahrhunderten unseren Zusammenhalt, der zur Überwindung der Coronakrise so wichtig ist. Aber blicken wir nach vorne. Im nächsten Jahr wird es wieder ein Rutenfest geben! Darauf freue ich mich sehr!" Dieter Graf ist auch Vizepräsident der Arbeitsgemeinschaft historische Kinder- und Heimatfeste Süddeutschland und hält eines für besonders wichtig: „Für die Schüler/innen und Bürger/innen muss unbedingt aufgezeigt werden, dass alle historischen Kinder- und Heimatfeste trotz der Auflagen und Ausfälle auch in Zukunft stattfinden werden. Die Feste bedeuten für die Bevölkerung eine Bindung zur ihrer jeweiligen Heimatstadt und natürlich die Fortführung historisch überlieferter Traditionen. Viele Heimatfeste gibt es schon seit Jahrhunderten!“ Ulmer Schwörfeier muss sein Der Feiertag Schwörmontag in Ulm geht sogar bis ins 14. Jahrhundert zurück. Er beendet die Schwörwoche, voll mit beliebten Veranstaltungen wie dem Nabada, dem Fischerstechen und verschiedenen Konzerten. Sie sind auch in diesem Jahr abgesagt. Nur auf eines will die Stadtverwaltung auf keinen Fall verzichten: Auf die Schwörfeier. Sabine Gauß, Leite- 10
Das Nabada ist in Corona-Zeiten leider kein Thema. rin Zentrale Dienste bei der Stadt Ulm sagt: „Ob wir die Feier wie 2020 mit nur 300 Bürgern im Weinhof feiern können, oder mehr oder weniger, ist noch völlig unklar. Das kommt aufs Infektionsgeschehen an.“ "Es ist ein großer Einschnitt für die Ulmer." Bei der Schwörfeier legt der amtierende Oberbürgermeister Rechenschaftsbericht ab. Weil die Tradition die Teilhabe der Bürger am kommunalen Gemeinwesen stärkt und Bräuche pflegt, wurden die Schwörtagstraditionen in Ulm in das bundesweite Verzeichnis des Immateriallen Kulturerbes in 2021 aufgenommen. Sabine Gauß: „Es ist ein großer Einschnitt für die Ulmer, dass die Schwörwoche nun zum wiederholten Male fast gänzlich ausfallen muss. Die Bürgerschaft ist am Schwörmontag den ganzen Tag auf den Beinen, man trifft überall Bekannte, die man vielleicht seit längerem nicht gesehen hat.“ Auch Ulmer, die weggezogen sind, kämen in dieser besonderen Zeit in die Heimat zurück. Gastronomie stark betroffen Rainer Türke, Abteilungsleiter bei den Bürgerdiensten der Stadt Ulm, ergänzt: „Wirtschaftlich trifft es natürlich insbesondere die Gastronomie. Wir hoffen aber immer noch, dass die Außenbewirtungsstellen vielleicht geöffnet haben dürfen.“ Runde Tische, an denen unter anderem die Stadt und Gastronomen teilnehmen, stimmen sich laut Türke regelmäßig dazu ab, was möglich gemacht werden kann und was nicht. Schausteller leiden am meisten Ein Blick ins Allgäu zeichnet das gleiche Bild. Leutkirchs Leiterin des Fachbereichs Tagesbetreuung, Schulen, Sport und Kinderfest, Margot Maier, hält die wandernden Schausteller für die Branche, die vermutlich am meisten unter dem Ausfall der Feste leidet. „Nicht nur das Leutkircher Kinderfest fällt aus, sondern landauf, landab alle großen Feste“, sagt sie. Von der Durchführung eines Festes profitiere eine Stadt in gleichem Maße wie sie bei der Absage verliere. Die Kommune selbst darf per Gesetz keinen wirtschaftlichen Gewinn einstreichen, durch eine große Veranstaltung wird sie jedoch Anziehungspunkt vieler Menschen. Genau lasse sich nicht beziffern welche wirtschaftlichen Einbußen der Ausfall des Leutkircher Kinderfestes nach sich zieht. Aber natürlich verzeichneten alle Gastronomen, Hoteliers und Einzelhändler weniger Einnahmen, wenn die Übernachtungsgäste und sonstigen Besucher ausbleiben. „Normalerweise kommen zur Kinderfestzeit Gäste aus den Partnerstädten und ehemalige Leutkircher in ihre alte Heimat, die in diesem Jahr vermutlich nicht in der 11
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