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Freitag, 27. Oktober 2023 MONTFORT BOTE 8 Es kam zu starken Umstrukturierungen in der Landwirtschaft, im Gewerbe und in der frühen Industrialisierung. Schon im 16. Jahrhundert hatten die Montfort-Grafen mit dem Bau des Mühlkanals neue Wege geöffnet. Wasserkraft spielte damals eine dominante Rolle. Auch die Fischerei war noch ein Erwerbszweig. Manch einer kam aus dem Staunen nicht heraus, wenn er hörte, dass der Fischgroßhandel Kauffmann 1906 bis zu 60.000 Blaufelchen verkaufte – wo jetzt ein dreijähriges Fangverbot ins Haus steht. Groß war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Armut, viele sahen als Lösung nur die Auswanderung. Selbst der Arzt aus Stuttgart, der sich 1844 niedergelassen hatte, wanderte nach kurzer Zeit in die USA aus. Dass der ehemals stattliche Ort am Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Einquartierung zahlreicher Soldaten zu leiden hatte, sind Dinge, an die man sich heute nicht erinnert. Positiv einschneidend war der Bahnanschluss als Beginn für einen Massentourismus, auch für ärmere Schichten. Zudem zogen das neue Schloss und die prominenten Besuche von Kaiser und König die Schaulustigen an. Inzwischen ist Langenargen ein wichtiger Standort im prosperierenden Fremdenverkehr und hat eigentlich größere Nachbarorte überholt. Auch Industriebetriebe haben sich wieder angesiedelt, ab 1818 die Essigfabrik, 1853 die Parkettfabrik, 1863 die Seidenzwirnfabrik Weiß, 1899 die Geflügelmästerei Kauffmann. Als die Seidenzwirnerei vorbei war, wurde aus den Stiftungsgeldern und mit Privatkapital von Alfred Weiß die evangelische Kirche mit Schule gebaut. Im Gebäude des heutigen Rathauses war lange eine katholische Konfessionsschule untergebracht, während die Evangelischen seit 1914 ihr eigenes Schulgebäude hatten. Viele Aspekte konnte Eveline Dargel nur streifen, dennoch gab es auch für Kenner der Langenargener Geschichte noch einiges Neue zu erfahren. hv Langenargens Aufbruch in die Moderne ist Thema des Vortrags von Kreisarchivarin Eveline Dargel. Bild: Helmut Voith Gruselpfad der Lebensretter kommt bestens an Gruselige Gespenster, klappernde Skelette, buckelige Katzen: Mehr als 1780 Besucher ließen sich am Sonntagabend von der Langenargener DLRG verzaubern und haben sich auf einen gespenstischen Spaziergang in den Seewiesen zu begeben. Über 150 fantasievoll von den Mitgliedern der Jugendgruppe geschnitzte und gestaltete Kürbisse sorgten für eine besonders stimmige Atmosphäre. Verschiedene Lichteffekte, leuchtende Windspiele, gruselige Gespenster, klappernde Skelette, aber auch viele wegweisende Kerzen durften ebenfalls nicht fehlen. Zudem informierte die DLRG-Jugendgruppe an einem Stand über ihre Arbeit und über ihr Engagement. Die Nachwuchskräfte der Lebensretter verköstigten außerdem gemeinsam mit weiteren Mitgliedern und freiwilligen Helfern die zahlreichen Gäste. „Der Andrang war enorm und rekordverdächtig. Damit haben wir nach der kurzfristigen wetterbedingten Verschiebung von Samstag auf Sonntag nicht gerechnet. Vielen Dank an alle, die uns geholfen und unterstützt haben“, sagte Chiara Henkel von der DLRG. ah Wo dieses Kätzchen wohl hinschleicht? Na klar: Zum Kürbisfpad der DLRG-Jugend in den Seewiesen. Bild: Andy Heinrich Wohnpark Naturella feiert Richtfest Mit einem großen Richtfest haben am vergangenen Donnerstag rund 150 geladene Gäste den Bau des ersten von neun Gebäuden im Wohnpark „Naturella“ im Langenargener Ortsteil Bierkeller-Waldeck gefeiert. Bis Mitte 2025 entstehen an der Friedrichshafener Straße 119 Wohnungen, darunter 27 sozialgebundene Einheiten, in neun Gebäuden auf 10.500 Quadratmetern Wohnfläche samt einer Tiefgarage mit 180 Stellplätzen. Die Gebäude werden in Holzbauweise gefertigt, die Wohnanlage soll weitestgehend CO2-neutral betrieben werden. In das Vorhaben hat das Immobilienunternehmen Fränkel rund 55 Millionen Euro investiert. Die Wohnanlage wird Photovoltaik-Anlagen auf allen Dächern sowie über Wärmepumpen klimafreundliche Energie und Wärme beziehen. Zudem sei in der Nähe auf der ehemaligen Deponie eine Flächen-Solaranlage geplant. Den Überschussstrom im Sommer werde man laut Fränkel-Vorstand Jaqueline Egger-Buck in Wasserstoff umwandeln und lagern, um diesen dann in den Wintermonaten wieder in Strom umzuwandeln, der letztlich unter anderem für den Betrieb der Wärmepumpen eingesetzt werden kann. In ihren Ausführungen sprach sie von einem Novum für das Unternehmen, da man alle 119 Wohnungen, bis auf die Treppenhäuser, erstmals vollständig aus Holz baue: „Wir verbauen hier 3600 Kubikmeter Holz, das wiederum 3600 Tonnen CO 2 bindet“, sagte Egger-Buck. Der Dank der Firma Fränkel galt allen Beteiligten, den Architekten, Fachplanern, den beteiligten Banken, den Ingenieurbüros, der Gemeinde Langenargen mit Bürgermeister Ole Münder sowie den umliegenden Nachbarn, vor allem aber den vielen fleißigen Handwerkern, ohne deren enormes Engagement und vorbildlichen Einsatz bei Wind und Wetter dieses Projekt nicht durchzuführen wäre. Ole Münder sprach von einem besonderen Tag. „Diese Art der Richtfeste ist unter den gegebenen Bedingungen in diesen schwierigen Zeiten nicht normal. Danke für die extrem gute Zusammenarbeit mit Ihnen. Hier wird Zukunft gedacht und umgesetzt“, sagte der Bürgermeister. ah Im Langenargener Ortsteil Bierkeller-Waldeck entsteht der Wohnpark „Naturella“. Bild: Andy Heinrich
Freitag, 27. Oktober 2023 MONTFORT BOTE 9 Liebe Leserinnen und Leser, die Gemeinde Langenargen verändert sich stetig, auch ihr äußeres Bild. Vertraute Ansichten verschwinden, Perspektiven bestehen manchmal nur noch in der Erinnerung. Auch Bräuche und Traditionen wandeln sich. Anderes hingegen bleibt beständig und damit vertraut. Der Montfort-Bote und Andreas Fuchs vom Gemeindearchiv nehmen das Festjahr „1250 Jahre Langenargen“ zum Anlass, um in loser Folge unter dem Titel „Langenargen einst und jetzt“ auf Beständigkeiten und Veränderungen gleichermaßen aufmerksam zu machen. In einem kurzen Text sowie einer historischen und einer aktuellen Aufnahme bekommt so beides eine Ansicht. Tempus fugit – in diesem Sinne wünschen wir eine anregende Lektüre. Erinnerungen an das alte Postamt in der Bahnhofstraße 36 und die Langenargener Postgeschichte Schon in montfortischer Zeit wurde ein Güter- und Personenverkehr zwischen Langenargen und Ulm unterhalten. Die seinerzeitige Landkutsche des Josef Rieber gilt somit als Vorläufer des Postwesens am Ort. Ihr erster urkundlicher Nachweis datiert aus dem Jahr 1750, das Unternehmen dürfte bis in die 1780er-Jahre bestanden haben. Anschließend wurde Langenargen dem Postamt Tettnang zugeteilt, erstmals gab es einen Briefträger am Ort, damals noch als „laufender Bote“ tituliert. Ab 1853 verfügte Langenargen schließlich über eine eigene „Postexpedition“. Das Jahr ist verbürgt, der anfänglich Dienstsitz im Zollhaus hingegen nicht. Anhand von noch bestehenden Verträgen kann aber nachgewiesen werden, dass die Post im Jahr 1887 in die „südwestlichen Erdgeschossräume“ des Hotels zum Löwen am Hafen eingezogen war. Bereits zuvor, seit 1865, wurde die Nachrichtenübermittlung an weit entfernt gelegene Orte durch die Einführung der elektrischen Telegraphie als Postdienstleistung erheblich beschleunigt. Seit dem 15. August 1893 konnte man dann in Langenargen auch telefonieren. Neben der Telefonstelle im Löwen-Postbüro besaßen die Parkettfabrik, die Kunstmühle Gebr. Müller, die Metzgerei Wocher, die Essigfabrik Bass & Keller sowie die Firma Kauffmann erste eigene Telefonanschlüsse am Ort. Mit dem Bahnanschluss Langenargens erfolgte eine Zusammenlegung von Post und Bahn im neuen Bahnhofsgebäude, doch bereits 1903 zog die Post dort wieder aus. Sie logierte fortan über 20 Jahre in einem Neubau des Löwens, dem späteren Löwen-Sommerhaus in der Oberen Seestraße 9. 1927 schließlich wurde ein schmucker Neubau an der Bahnhofstraße 36 bezogen. Dieses Dienstgebäude enthielt weitaus großzügigere Schalter-, Arbeits- und Wohnräume und wurde somit der zunehmenden Bedeutung des Post- und Fernmeldewesens gerecht. Bei seiner Eröffnung kam es allerdings zu einem Eklat: Das staatliche Postamt war mit ‚Schwarz-Rot-Gold‘ in den Farben der Republik geschmückt. Dies missfiel dem gegenüber wohnenden deutschnational-antirepublikanisch gesinnten Ortsarzt Dr. Hermann Lossen so sehr, dass er bei sich im Garten ‚Schwarz-Weiß-Rot‘ und somit die Flagge des Kaiserreichs hisste. Das Postgebäude an der Bahnhofstraße überstand sowohl diese anfängliche Unstimmigkeit als auch den Zweiten Weltkrieg und die schweren Nachkriegsjahre, nicht hingegen spätere Reformen und strukturelle Neuerungen. Seit 2005 existieren in Langenargen eine Postfiliale außerhalb des bisherigen Postamts sowie der Zustellstützpunkt im Gewerbegebiet als örtliche Nachfolgeinstitutionen des zuvor traditionell staatlichen Post- und Fernmeldewesens. Das Postgebäude in der Bahnhofstraße hatte nach nur 83 Jahren ausgedient, wurde im Herbst 2010 schließlich abgerissen und durch den gegenwärtigen Neubau ersetzt. Dessen bauliche Ausführung stieß im Gemeinderat nicht auf einhellige Zustimmung, wurde teilweise als „massiver Eingriff“ in das Ortsbild bewertet. Der zuständige Architekt betonte hingegen, das Gebäude, in welchem sich auch die gegenwärtige Postfiliale befindet, füge sich „hinsichtlich Größe und Höhe in die Umgebungsbebauung“ ein. Andreas Fuchs Der Gebäudekomplex Bahnhofstraße 32-36 in seinem gegenwärtigen Erscheinungsbild (Ausschnitt). Bild: Gemeinde Langenargen Das frühere Postamt in der Bahnhofstraße 36 in den 1930er- Jahren. Bild: Gemeinde Langenargen.
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